Ab welchem Alter dürfen Schildkröten eine Winterstarre halten ?


  Immer wieder hört man die "Empfehlung" von Verkäufern, dass Schildkröten in den ersten 3-5 Jahren keine Winterstarre halten sollten. Sie begründen es damit, es sei zu gefährlich, sie seien zu klein und zu leicht.  Und sind erst einmal die ersten Jahre verstrichen, heißt es, eine Winterstarre sei gar nicht nötig, denn sie ist es gar nicht gewohnt und es habe bisher problemlos ohne Starre funktioniert.


Werfen wir mal einen Blick in die Natur. Schildkröten haben schon zu Dinosaurierzeiten gelebt. Sie existieren seit Millionen Jahren auf der Erde. Wie kann das sein, wenn die Starre doch so gefährlich ist? Die Natur macht keinen Unterschied zwischen groß und klein, jung und alt, leicht oder schwer. Wenn der Winter kommt, dann kommt er für alle in den entsprechenden Regionen.

Warum möchte nun der Mensch dazwischen funken und den Schildkröten diesen wohl verdienten Urlaub nicht gönnen?

 

Weil Menschen mit wirtschaftlichen Interesse irgendwie begründen müssen, warum sie die Tiere auch im Winter verkaufen. Manche Käufer lassen sich nicht beirren und verzichten während der Herbst- und Wintersaison auf den Erwerb. Andere aber vertrauen auf die Verkäufer. Sie nehmen diese "Empfehlung" auf und erzählen es wiederum weiter. 


Es ist in der Tat so, dass die erste Starre mit Risiken verbunden sein kann. Kranke Tiere werden von der Natur im Ei, während des Schlupfes oder in der ersten Starre "aussortiert". Verzichtet man darauf, zieht man die Krankheit einfach nur in die Länge.  Seriöse Verkäufer geben ihre Nachzuchten daher erst nach der ersten Starre ab.

So können sie sicher sein, dass ihre Schildkröten gesund sind. Sie können nach der Winterstarre ein neues Zuhause beziehen und der Käufer kann sicher sein, dass das Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit gesund sein wird. Eine Garantie ist es natürlich nie, aber Schildkröten mit Winterstarre leben gesünder als jene ohne Winterstarre.

 

Stellen wir uns einmal vor, wir würden 7 Tage die Woche arbeiten, das ganze Jahr über. Vielleicht können wir mal kurz etwas Ruhen, aber von freien Tagen oder Urlaub ist nicht die Rede. So geht es dem Organismus. Solange die Temperaturen vorhanden sind, muss er arbeiten. In der Nacht, wenn die


Temperatur herunter fährt, darf er ruhen. Vielleicht auch an Schlechtwettertagen im Herbst. Aber richtigen Urlaub bekommt er erst zur Winterstarre. Bei 5 Grad ist alles auf das Minimum herunter gefahren. Er kann sich erholen und neue Kräfte sammeln für das neue Jahr. 

 

Daher ist es so wichtig, den Schildkröten die Winterstarre zu ermöglichen. Jede Schildkröte hat einen Urlaub verdient. Warum sollten "Kindergartenkinder" keinen Urlaub haben dürfen? Sie haben es genauso verdient wie die Eltern. 

 

Jede Winterstarre ist wichtig. Dafür braucht man keine Fettreserven, da während der Winterstarre kein Fett verbrannt wird. Das ist der Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterstarre. Meine leichteste Schildkröte wurde mit 7g eingewintert. 

Die Winterstarre sollte bei etwa 5 Grad erfolgen. Abweichende Temperaturen über einen kurzen Zeitraum sind nicht schlimm, im Schnitt aber ist diese Temperatur empfehlenswert. Bewährt haben sich neben den Kühlschränken auch die Überwinterungsgruben (s. Foto), welche draußen vor Frost und Feinden schützt.

 

Einzige Ausnahme für den Verzicht auf die Winterstarre ist eine Krankheit. Diese sollte behandelt sein, bevor es in die Winterstarre geht. Daher sollte ein Parasitenbefall schon im Spätsommer ausgeschlossen sein, keine Legenot  und keine offenen Wunden oder Nekrosen vorhanden sein. 

Welche Nachteile hat der Verzicht auf die Winterstarre?

Ohne "Urlaub" kann sich der Körper nicht richtig erholen. Die Schildkröte wächst, statt eine Wachstumspause einzulegen und es kostet Kraft. Die Kraft, die während des Winters aufgebracht wird, fördert langfristig Krankheiten und mindert die Lebenserwartung. 

 

Desweiteren ist es bei der Innenhaltung, welche im Winter zwangsläufig nötig wird, zu dunkel, die Möglichkeiten einer naturnahen Haltung sehr begrenzt und man muss zwangsläufig auf Ersatznahrung zurück greifen.


Die Winterstarre ist keine Gewöhnungssache

Schildkröten, die noch keine Winterstarre gewohnt sind, sind trotzdem in der Lage, dieses nachzuholen. Wessen Schildkröte also noch nie eine Winterstarre gemacht hat, kann trotzdem dies nach holen. Es ist nie zu spät, die Haltung zum Positiven zu verändern.

 

Die Winterstarre hat nichts mit Wollen zu tun

Schildkröten, die keine Winterstarre halten wollen, gibt es nicht. Sinkende Temperaturen und abnehmende Tageslängen sorgen automatisch dafür, dass sich die Schildkröte auf die Winterstarre vorbereitet, ehe sie bei unter 8 Grad in die Starre verfällt. Aktivität trotz dieser Temperaturen kann auf eine Krankheit zurück führen, nicht aber mit "Unlust".




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